„Ähhh!“ – mauloffen, mit der Leine des Slipwagens statt der Bugleine in der Hand, schaue ich der elegant wie ein Schwan davontreibenden Goat nach. Ohne Mast und Segel wollte ich nur schnell die Boje mit den Coupons für die ‚Schwarzwaldküsse‘ ausbringen, bevor die jungen Segel-Aspiranten aus dem Kinderheim ‚Alter Pflug‘ eintreffen. Ein Ruf unseres Alt-Vorstandes Gerd bringen mich und meine Gattin dazu, um das Gebüsch zu rennen, wo in Lee eine zweite Slipstelle liegt. Unsere kleine Hundedame missversteht die Aktion und versucht sich begeistert an mein Hosenbein zu hängen. Tatsächlich, warum auch immer, treibt die Goat, unschuldig mit den Ägypter-Augen am Bug blinzelnd, genau auf die Rampe zu und lässt sich knietief von mir einfangen. Ich hätte doch Wechselkleidung mitbringen sollen! Rasch das Luggersegel aufgetakelt. Die anderen Kameraden der Seglergemeinschaft sind auch eingetroffen, die Schwimmwesten für die Gäste sind ausgelegt, der Pizzaofen ist angeschlossen. Wir warten. Eine halbe Stunde später kommt eine leicht verwirrte Schar zu Fuß unseren Zufahrtsweg durch den Wald anmarschiert: Sie hatten sich verirrt. Doch nun ist alles klar. Nach einem kurzen Abriss über die Segeltechnik verteilen wir die Kinder auf die fünf bereitstehenden Boote.
Heute, schon Ende August, haben wir strahlendes Wetter. Allerdings zeigt sich der Kriegersee von seiner zweitbesten Seite: eine kräftige Brise ist mit tückischen Böen versetzt.
So sind wir froh, dass etwas weniger Kinder als geplant gekommen sind. Mit Bootshund, Vorschoterin und einem jungen Gast an Bord lege ich ab. Die Gaiß fliegt über das Wasser, bis das Schwert zu brummen anfängt. Doch der Wind frischt noch einmal auf, und die Entscheidung, mit voller Segelfläche auf den See zu gehen, erscheint mir mit einem Mal nicht mehr so klug. Elisabeth hat auf der Windy bereits das Vorsegel geborgen, Michael jagt mit der Ixylon in einer Schräglage übers Wasser, dass man sein Luv-Schwert sehen kann. Nur die Fam von Thomas und das Seahorse mit Corinna und David ziehen unbeeindruckt ihre Bahnen. Als eine Böe unserer jungen Mitseglerin die Mütze vom Kopf zieht, leite ich zwar sofort ein Mütze-über-Bord-Manöver ein, doch zu spät, sie ist leider schon untergegangen. Wir kreuzen wieder zum Steg zurück, da es für mich Zeit ist, den Pizza-Ofen anzuwerfen. Ich bin froh, dass wir den Gutschein für den Schaumkuss schon am Anfang von der Boje gepflückt haben, denn nun, bei aufgefrischtem Wind sind die Manöver, die ich vom Steg aus beobachten kann, deutlich ambitionierter.
Schon treffen die Betreuerinnen mit den restlichen Kindern ein, den Nicht-Schwimmern, die aus Sicherheitsgründen leider nicht mitsegeln dürfen. In der nächsten halben Stunde geben wir Pizzen im Fließband aus, die von Jugendlichen, Betreuern und Seglern gerne angenommen werden. Schon bald ist der ganze Platz mit tobenden, kletternden und ballspielenden Kindern belegt.
Nach einer Verdauungspause gehen wir, bedrängt von zwei jungen Segel-Enthusiastinnen, mit der Goat wieder aufs Wasser, dieses Mal mit dem ersten Reef im Segel, was die Fahrt immer noch schnell, aber deutlich entspannter macht. Auch die anderen Boote sind im Dauereinsatz. Im Laufe des Nachmittags verwandeln sich die Bootsrampe zur Flachwasser-Planschzone, die Teppichstange zum Fußballtor und das Megafon zum Medium für Kindervorstellungen. Kuchen, Melone und Schokoküsse werden vertilgt, und als die Truppe schließlich am Abend wieder abzieht, sind sich alle einig, einen schönen Tag erlebt zu haben, der eine Wiederholung verdient hat.
Aus Datenschutzgründen können wir leider keine Bilder der Kinder veröffentlichen.